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Forumbeiträge

Raiko
09. Mai 2024
In Verbrechen | Aufklärung
#Mordermittlung #Vernehmung #Festmahme #Hausdurchsuchung #Vernehmung Der Unterschied: #Zeugen werden befragt, #Beschuldigte/#Tatverdächtige werden vernommen. Der Begriff «#Verhör/verhören» ist (zumindest in Deutschland) längst out. Findet die #Befragung/#Vernehmung in der Dienststelle statt, so sind grundsätzlich immer (mindestens) 2 Beamte anwesend. Das ist Vorschrift, einmal zur Sicherheit (falls der Befragte plötzlich rabiat wird) und zum anderen, um auszuschließen, dass im Falle eines Falles #Aussage gegen Aussage steht. Beispiel: Der #Befragte behauptet, etwas anderes gesagt zu haben, als der Beamte notiert hat. Die #Befragung findet normalerweise in einem ganz normalen Dienstzimmer eines Beamten statt und nur in besonderen Fällen (z. B. bei der Befragung von #Minderjährigen oder bei #Vergewaltigungsopfern) in einem gesonderten #Vernehmungszimmer. Für die Befragung von #Kindern hat nahezu jede Dienststelle einen als Spielzimmer eingerichteten Sonderraum.Hinweis: Wird ein #Beschuldigter nicht unmittelbar nach der #Tat vernommen, so erhält er mit einer schriftlichen oder telefonischen #Vorladung einen Termin, an dem er zu erscheinen hat. Im Gegensatz zu einer #richterlichen oder #staatsanwaltschaftlichen #Vorladung ist der Beschuldigte NICHT verpflichtet, zu einer polizeilichen #Vernehmung zu erscheinen und kann auch nicht zwangsvorgeführt werden. Direkte Konsequenzen hat das Nichterscheinen bei der Polizei also nicht, wird aber als Verzicht auf den Anspruch auf rechtliches Gehör gewertet. Das kann sich u. U. bei der Verhandlung negativ auswirken (z. B. weil er dadurch die Gelegenheit verschenkt, etwas zu seiner #Entlastung vorzubringen). • Der Vorgang einer #Befragung ist streng geregelt in einem zig-seitigen Regelwerk. Übrigens: Auch eine telefonische #Befragung/#Vernehmung ist rechtlich zulässig.Jede Befragung beginnt mit der Feststellung der #Personalien = vollständiger Name, Anschrift, Geburtsdatum und Ort, Beruf (= derzeit ausgeübte Tätigkeit), Familienstand und Staatsangehörigkeit. Danach wird der #Zeuge/#Verdächtige gebeten, den #Tathergang bzw. seine Beobachtungen mit seinen eigenen Worten zu schildern. Steht von vornherein fest, dass der Befragte ein #Tatverdächtiger oder der mutmaßliche #Täter ist, so muss er unmittelbar nach der Erfassung seiner Personalien darüber informiert werden, dass er als #Beschuldigter/#Tatverdächtiger vernommen wird: Ihnen wird zur Last gelegt, am … (Datum) folgende Tat begangen zu haben: … (Nennung des Straftatbestandes z. B. Tötungsdelikt #Mord ist es erst, wenn der Tatvorsatz erwiesen ist). Danach MÜSSEN ihm seine #Rechte genannt werden:a) das #Recht, die Aussage zu verweigern (Amtsdeutsch: Es steht Ihnen frei, auszusagen/sich zur Sache zu äußern/einzulassen/ oder nicht.)b) das #Recht, VOR der Vernehmung einen Anwalt zu konsultierenc) das #Recht auf Anwesenheit des Anwalts bei JEDER Vernehmungd) das #Recht, eigene Beweisanträge zur eigenen Entlastung zu stellene) das #Recht, sich ausschließlich schriftlich zu äußern. Erst wenn feststeht, dass der zu Befragende seine #Rechte verstanden hat, darf mit der Vernehmung fortgefahren werden.Nebenbei: #Inhaftierte werden IMMER in der #Justizvollzugsanstalt vernommen, in der sie einsitzen. Auch hier sieht man in Filmen/liest man in Büchern meistens, dass die Leute zur Vernehmung aus der JVA zur Polizeidienststelle transportiert werden. Das macht man allein schon wegen des damit verbundenen Sicherheitsrisikos nicht. Außerdem kostete das den Steuerzahler zu viel Geld. • Bei der #Vernehmung dringend #Tatverdächtiger wird eine Vernehmung vorher generalstabsmäßig vorbereitet. Der sogenannte Vernehmungskomplex (das Thema) wird ebenso festgelegt wie der Schwerpunkt der Vernehmung (z. B. um sog. Tatbestandsmerkmale herauszuarbeiten) und die Reihenfolge der Fragen abgesprochen, ebenso die #Vernehmungstaktik (= ob man den Verdächtigen reden lässt, einen auf verständnisvollen Zuhörer macht oder ihn knallhart mit den Beweisen konfrontiert usw.).Nebenbei: Das in Krimis so beliebte Spielchen #Guter_Bulle, #Böser_Bulle ist in der Realität nicht erlaubt (siehe unten). • #Aufzeichnung: Entgegen dem, was uns besonders in den Filmen immer als Standard verkauft wird, darf eine #Aufzeichnung auf #Tonträger nur mit Genehmigung des #Befragten/#Beschuldigten gemacht werden. In dem Fall unterzeichnet der Befragte VORHER eine Einverständniserklärung. Verweigert er die (sein gutes Recht), wird die Aussage vom Beamten niedergeschrieben, und zwar genau so, wie der Befragte sie gemacht hat, also auch in dessen Sprache.Sagt einer: "Da hat der den eins mit da Flasche über dat Schädel jedeppert, dat dem de Glotzböppel bald ausn Jesicht jefalle sind", so schreibt der Beamte treu und brav: Da hat der den eins mit da Flasche über dat Schädel jedeppert, dat dem de Glotzböppel bald ausn Jesicht jefalle sind. Nimmt der Beamte eigenmächtige Änderungen in der Ausdruckweise vor (ersetzt er z. B. die Glotzböppel durch Augen), so muss er das in einem sog. Seitenvermerk (= Randbemerkung) am Rand des Protokolls vermerken: Der Befragte benutzte das Wort Glotzböppel. Von der möglichst genauen Wiedergabe der Aussage können und werden im Bedarfsfall auch Rückschlüsse auf die #Glaubwürdigkeit der Aussage gezogen. Deshalb wird auch notiert, wenn der Befragte mit einer Antwort zögert oder auffallend hastig spricht. DENN: Bei der Gerichtsverhandlung bewertet der #Richter auch den Ablauf der #Vernehmung anhand der Protokolle!Nebenbei: Die bei der #Verhandlung anwesenden #Schöffen erhalten KEINEN Einblick in die #Ermittlungsprotokolle. Ihre Aufgabe ist allein, anhand der in der #Verhandlung gemachten #Aussagen die #Sachlage zu beurteilen und dadurch ihre Meinung über #Schuld oder #Unschuld des/der #Angeklagten zu bilden. • Das #Befragungs-/#Vernehmungsprotokoll wird, sofern das Gespräch nicht auf Tonträger aufgezeichnet wird, von einem der beiden Beamten noch während der Befragung in den PC getippt (die beherrschen heute in der Regel alle das Zehn-Finger-Tippen) oder handschriftlich notiert und dem #Befragten hinterher als Ausdruck zum Unterschreiben vorgelegt. Bei der Aufzeichnung auf Tonträger wird später das Protokoll abgetippt (in der Regel von einer Sekretärin; Stichwort Adelheid & ihre Mörder), und der Befragte muss irgendwann noch mal auftauchen, um das zu unterschreiben.Eine #Aufzeichnung oder #Überwachung aus einem anderen Raum mit einer Kamera, wie man das im Film oft sieht, wird in Deutschland NICHT gemacht. Auch die venezianischen Spiegel (die von einer Seite durchsichtig sind und der heimlichen Beobachtung dienen) gibt es in keiner einzigen (deutschen) Dienststelle. • WICHTIG: Wird ein bis dahin unverdächtiger #Zeuge während der #Befragung zum #Tatverdächtigen, so müssen die Beamten ihn darauf hinweisen, dass er/sie ab jetzt als #Tatverdächtige/r vernommen wird. Sie sind NICHT verpflichtet, ein freiwilliges #Geständnis mit diesem Hinweis oder dem Hinweis zu unterbrechen, dass der jetzt #Verdächtigte das #Recht auf anwaltlichen Beistand hat, aber dieser Hinweis muss spätestens erfolgen, wenn der Redefluss des Geständigen versiegt ist. NICHT erlaubt ist es, mit #Suggestivfragen ein #Geständnis zu provozieren bzw. Aussagen so ausfallen zu lassen, wie die Beamten sie gern hätten. Beispiel: Haben Sie nicht XY am #Tatort gesehen?/ Sie haben doch XY am #Tatort gesehen, nicht wahr? sind unzulässig. Korrekt: Haben Sie jemanden am #Tatort gesehen? Wenn ja wen? Ebenfalls unzulässig sind natürlich #Drohungen, #Einschüchterung und selbstverständlich #Gewaltanwendungen (und auch deren #Androhung).Die #Vernehmungsvorschriften regeln sogar den genauen #Abstand, den die Vernehmungsbeamten zur befragten Person einhalten müssen = ca. 1,20 Meter, mindestens aber eine Armeslänge rund um die Person. Sollte das aus räumlichen Gründen nicht möglich sein, so darf in keinem Fall die Distanz von 0,50 Metern unterschritten werden, weil alles von 15-45 cm Nähe als absoluter #Privatbereich bzw. #vertrauliche_Zone eines Menschen gilt. 0,45-1,20 Meter sind der sogenannte #persönliche_Bereich, 1,20-3 Meter der #soziale_Bereich und 3-7 Meter der #öffentliche_Bereich. Eine #Verletzung der vertraulichen Zone ist nicht erlaubt.Und nun sehen wir uns mal die Krimis an. Da werden gerade diese strengen Regeln grundsätzlich fröhlich missachtet. Da rückt der #Vernehmungsbeamte dem #Verdächtigen oder #Zeugen derart auf den Pelz, dass der sich zwangsläufig von dieser übergroßen Nähe bedroht fühlen muss. Nicht zu vergessen das Anbrüllen, manchmal direkt neben dem Ohr (= unzulässige Einschüchterung und evt. sogar Körperverletzung wegen vorübergehender Hörschäden). Sogar das beliebte #Auf_den_Tisch_Schlagen ist in der Realität verboten. Ein solches Verhalten hätte im wirklichen Leben zur Folge, dass der sich derart daneben benehmende Beamte unverzüglich von der weiteren Vernehmung abgezogen würde und mindestens mit einer offiziellen Rüge in seiner Personalakte rechnen muss. Je nach Schwere seiner Verfehlung evt. auch mit einem #Strafverfahren. (Siehe im Fall der Entführung und Ermordung Jakob von Metzlers, wo der Vernehmungsleiter dem Entführer drohte, ihm Schmerzen zuzufügen, sollte er nicht endlich reden). • Ein #Tatverdächtiger/#Beschuldigter hat selbstverständlich das #Recht zu schweigen. Er darf nicht zu einer #Aussage #gezwungen werden. Ein #Zeuge hingegen ist zur wahrheitsgemäßen (!) #Aussage #verpflichtet. Spätestens aber vor Gericht muss er mit der Wahrheit herausrücken, andernfalls ist er wegen uneidlicher #Falschaussage nach § 153 StGB dran ist und mit 3 Monaten bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe zu rechnen hat. #Meineid (#eidliche_Falschaussage) schlägt nach § 154 StGB mit Freiheitsstrafen von 1 bis 10 Jahren zu Buche. #Festnahme und #Hausdurchsuchung ...werden demnächst eingestellt Quelle:Mara Laue: „Mordermittlung – Fiktion und Realität / Ein kleiner Einblick in die reale Polizeiarbeit / Teil 3: Vernehmung, Festnahme und Hausdurchsuchung“, unter: https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/mythen-aamp-wirklichkeiten-mainmenu-288/verbrechen-mainmenu-292/7666-mordermittlung-fiktion-und-realitt-teil-2-tatortarbeit-und-obduktion (abgerufen am 29.12.2020).
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Raiko
09. Mai 2024
In Verbrechen | Aufklärung
#Mordermittlung #Tatortarbeit #Obduktion • Nachdem die Streifenpolizei bei einer aufgefundenen Leiche „Fremdverschulden“ festgestellt hat, rücken die Beamten der #Kriminalpolizei mitsamt den Beamten vom #Erkennungsdienst an, die für die #Spurensicherung zuständig sind. „Die #Spusi“ ist übrigens der VORGANG zur Sicherung der Spuren, NICHT die Bezeichnung für die Beamten des #Erkennungsdienstes.Hinweis: In den meisten Städten sind #Erkennungsdienst und #KTU (#Kriminaltechnische_Untersuchung) dieselbe Abteilung. Nur in großen Städten und Dienststellen (z. B. bei den Landeskriminalämtern) sind es manchmal zwei verschiedene Abteilungen. • Der #Tatort wird abgesperrt (soweit er sich im Freien befindet) und minutiös untersucht und dokumentiert. Das #Absperrband ist in Deutschland immer rot-weiß.Beispiel: Der gesamte „Inhalt“ eines Schreibtischs wird akribisch aufgelistet, und zwar welche Papiere darauf lagen („1 Rechnung von/an Fa. XY vom Soundsovielten, 1 E-Mail-Ausdruck von X an Y von Datum und Uhrzeit, 2 grüne Notizzettel mit Aufschrift XX, YY …“), wie viele (oder gar keine) Zigarettenstummel im Aschenbecher lagen, und sogar scheinbar bedeutungslose Papierfetzen werden nicht nur fotografiert (und jedes in eine GESONDERTE #Beweismitteltüte eingetütet), sondern auch schriftlich beschrieben. Die Bearbeitung eines #Tatorts dauert in der Regel MEHRERE TAGE, bis sie abgeschlossen ist. Die Zahl der #Asservate beträgt in der Regel (teilweise weit) über 100. • Noch am #Tatort wird die Leiche VOLLSTÄNDIG AUSGEZOGEN, um zu sehen, wo unter der Kleidung evt. Wunden oder andere Auffälligkeiten zu sehen sind. (Bei einem #Tatort im Freien geschieht das unter einem Zelt, u. a. um den Schaulustigen die Sicht zu versperren.) Aus dieser Untersuchung leitet sich evtl. ab, wonach man am #Tatort besonders zu suchen hat (z. B. Messer oder Patronenhülsen oder bei Anzeichen von Vergiftung eine Spritze etc.).Hinweis: Der #RECHTSMEDIZINER ist in der Regel NICHT am #Tatort (entgegen dem, was man im Fernsehen als Regel sieht), sondern wird nur in Fällen hinzugezogen, wenn die Kripobeamten nicht in der Lage sind, aus dem vorgefundenen Szenario eindeutig zu entscheiden, ob es sich um #Fremdeinwirkung oder #Selbstmord handelt. Das ist aber relativ selten der Fall. Der #Leichnam wird übrigens erst abtransportiert, wenn die vorläufige #Todesursache geklärt ist, was in der Regel mehrere Stunden dauert. • Die KLEIDUNG der Beamten vom #Erkennungsdienst besteht IMMER aus einem #Ganzkörperanzug aus weißem Plastik mit Kapuze, die immer aufgesetzt werden muss, und Plastiküberzügen für die Schuhe, um eine #Spurenkontamination des #Tatorts zu vermeiden. Ein ebensolches Muss ist das Tragen von #Einweghandschuhen. Das gilt auch für die Ermittlungsbeamten der Kripo, wenn sie sich den #Tatort vor Ort ansehen. Kein realer Beamter würde das jemals vergessen. Und falls doch, gibt es eine Horde von Kollegen, die ihn „abfängt“, bevor er „nackt“ oder „halbnackt“ den #Tatort betritt. Nach jedem Besuch eines #Tatorts wird diese #Einwegkleidung entsorgt, da bei einer Zweitbenutzung (auch wenn es sich um denselben #Tatort handelt) eine #Spurenübertragung stattfinden kann. • Nachdem der #Erkennungsdienst alle #Spuren gesichtet, gesichert und eingetütet hat, kommen die zur Auswertung zur #KTU (#Kriminaltechnische_Untersuchung), die die Spuren akribisch untersucht, und zwar jede einzelne, egal wie unbedeutend sie zu sein scheint. Natürlich beginnt man mit denen, die am Vielversprechendsten aussehen. Aber auch wenn die bereits den Täter überführen, werden trotzdem noch alle anderen ebenfalls untersucht. Wegen der langen Dauer der Arbeit am #Tatort und der mindestens noch mal so lange dauernden Auswertung, liegt in der Realität ein (vorläufiges!) #Ergebnis kaum vor Ablauf einer Woche vor. Meistens dauert es länger. • #Tatorte in Gebäuden werden mit einem #polizeilichen_Siegel verschlossen. Ein solches Siegel aufzubrechen, ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach § 136 StGB, die mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe geahndet wird. Nur die Polizei darf ein #Siegel entfernen oder in Ausnahmefällen dies Nichtbeamten gestatten. • Die Auswertung der #Spuren wird minutiös dokumentiert und ermöglicht zusammen mit den restlichen Ermittlungen eine #Rekonstruktion der Tat. Dadurch gibt es Hinweise auf den #Täter bzw. #Beweise, die einem bereits #Verdächtigten eine #Tat zweifelsfrei nachweisen oder ihn als #Täter ausschließen. Zwar ist die Technik in den letzten Jahren enorm fortgeschritten, aber die technischen Spielereien, die man z. B. bei „CSI“ zu sehen bekommt, sind (noch lange) nicht die Regel. Solche Apparate findet man gegenwärtig nur beim #BKA (#Bundeskriminalamt) und einigen #LKAs (#Landeskriminalämtern).#Fingerabdrücke werden allerdings fast überall inzwischen per Scanner erfasst.Nebenbei: nur die #DNA-Spur eines Verdächtigen am #Tatort ist noch lange kein Grund, ihn zu verhaften, denn es gibt Dutzende von Möglichkeiten, wie die völlig harmlos zustande gekommen sein kann.Beispiel: Ein Mensch kippt sich versehentlich Kaffee über die Jacke, ein anderer reicht ihm ein Taschentuch zum Abwischen, hat sich aber irgendwann vorher mit eben diesem Taschentuch den Schweiß von der Stirn gewischt – und schon hängt dessen DNA an der Jacke. Ein Pärchen küsst sich auf die Wange (oder sonst wo hin), und schon klebt die DNA von jedem am jeweils anderen.Hinweis: #DNA_Analysen dauern mindestens 12 Stunden, sofern genug DNA-Material vorhanden ist (z. B. eine #Blutlache). Bei weniger Material (z. B. nur ein einziges Haar) muss die #DNA erst aufwändig geklont werden, ehe genug davon vorhanden ist, um sie analysieren zu können. In solchen Fällen dauert die Analyse mindestens 24 Stunden, evt. länger. • Definition: Die Leute, die die #Mordopfer obduzieren, sind #RECHTSMEDIZINER, keine #Pathologen. Das sind zwei völlig verschiedene Berufe mit unterschiedlichen Facharztausbildungen. (In den schlecht recherchierten Krimis sind es nahezu immer „Pathologen“ und findet die #Obduktion in der „#Pathologie“ statt.) Der gravierendste Unterschied: #Pathologen überprüfen #Todesfälle, die infolge von #Krankheiten eingetreten sind. Deshalb ist ihr Arbeitsplatz das Krankenhaus. Sie brauchen für eine #Obduktion das #Einverständnis der Angehörigen des Verstorbenen. Der #Rechtsmediziner ist für die durch #Gewaltverbrechen zu Tode gekommenen Opfer zuständig. Die von ihm vorgenommenen #Obduktionen werden von der #Staatsanwaltschaft oder einem #Richter angeordnet. Ein #Einverständnis der Angehörigen ist nicht erforderlich und es kann und wird die #Obduktion auch gegen deren strikten Willen durchgeführt. (Allein schon deshalb, weil so mancher Angehörige keineswegs unschuldig an besagtem #Todesfall ist.)Übrigens: #„Obduktion“, „#Autopsie“ und „#Sektion“ sind dasselbe. „#Obduktion“ ist der gebräuchlichste dieser Ausdrücke. Wer mehr über die reale Arbeit der #Rechtsmediziner wissen will, dem empfehle ich das Buch „"Dem Tod auf der Spur"“ von Michael Tsokos. Nach der Lektüre sind keine Fragen mehr offen. Dafür lacht man dann nur noch schallend über den #Obduktions-Blödsinn in Buch und Film. Quelle:Mara Laue: „Mordermittlung – Fiktion und Realität / Ein kleiner Einblick in die reale Polizeiarbeit / Teil 2: Tatortarbeit und Obduktion“, unter: https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/mythen-aamp-wirklichkeiten-mainmenu-288/verbrechen-mainmenu-292/7666-mordermittlung-fiktion-und-realitt-teil-2-tatortarbeit-und-obduktion (abgerufen am 29.12.2020).
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Raiko
09. Mai 2024
In Verbrechen | Aufklärung
#Mordermittlung Definition:Ein der Polizei gemeldeter Leichenfund wird erst einmal wertneutral als Todesfall bzw. Leichenfund behandelt und auch so bezeichnet. Stellt sich heraus, dass Fremdverschulden vorliegt, wird der Todesfall zum Tötungsdelikt, wobei immer noch offenbleibt, ob es sich um einen vom Täter schuldhaft verursachten Unfall, Körperverletzung mit Todesfolge, Totschlag oder tatsächlich #Mord handelt. • Der Fall wird erst dann zum #Mordfall, wenn aufgrund der #Spurenlage (oder Zeugenaussagen oder eines Geständnises) mit größter Wahrscheinlichkeit vom Vorsatz des Täters ausgegangen werden kann“. • Irgendwann nach der Tat wird der Tote von jemandem gefunden, der/die dann die #Bereitschaftspolizei über Rufnummer 110 über den Leichenfund informiert. Die Polizei bittet den Finder, vor Ort auf deren Eintreffen zu warten. Danach rückt ein Streifenwagen mit in der Regel (mindestens) 2 Beamten aus und nimmt den #Tatort in Augenschein. Dabei wird zunächst nur festgestellt, ob es sich, soweit auf den ersten Blick erkennbar, um einen Unfall, einen #Selbstmord oder Fremdeinwirkung handelt. Ist Letzteres der Fall, wird das zuständige Kriminalkommissariat verständigt.Hinweis: Dieses Kommissariat hat von Ort zu Ort bzw. Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Bezeichnungen z. B. Fachkommissariat 1, kurz FK 1 (Niedersachen), Kriminalkommissariat 11, kurz KK 11 (NRW) oder Dezernat 11 (Sachsen). Diese Abteilungen ermitteln aber keinesfalls nur bei #Mord. Dieses Verbrechen kommt so häufig nun doch nicht vor. Sie ermitteln auch z.B. bei #Entführungen, #Brandermittlungen, #Bandenkriminalität, #Vermisstensachen, #Sexualdelikten, #Kindesmisshandlungen u. a. • Geschieht der #Leichenfund in der Nacht, wird der zuständige Ermittler angefordert, der Bereitschaftsdienst hat. Der KDD = #Kriminaldauerdienst, der für die Nachtschicht zuständig ist, existiert nur in relativ wenigen Großstädten. An allen anderen Orten sind Beamte des #Bereitschaftsdienstes eingeteilt, die nach Dienstschluss über Telefon abrufbar sind. • Steht fest, dass es sich um #Mord handelt, wird eine #Mordkommission kurz Moko gegründet, die aus Beamten verschiedener Abteilungen besteht. Je nachdem welchen mutmaßlichen oder offensichtlichen Hintergrund die Tat hat, werden auch Beamte aus anderen Abteilungen (Raub, organisierte Kriminalität etc.) einbezogen. Ein Pressesprecher nimmt an den zweimal täglich stattfindenden Dienstbesprechungen teil. • Eine #Mordkommission besteht immer aus einem relativ großen Stab. Wie viele Beamte eingesetzt werden, hängt vom Fall ab (in jedem Fall liegt die Anzahl der Ermittler im zweistelligen Bereich). Ein erfahrener Ermittler wird (in der Regel vom Dienststellenleiter) zum Leiter der Moko ernannt. Dieser stellt den Rest des Ermittlungsteams zusammen. Jedes Teammitglied kann weitere Teammitglieder vorschlagen.Eine ständige #Mordkommission in immer derselben Besetzung gibt es in Deutschland nicht. Für jeden Einzelfall wird eine eigene Moko gebildet. Darin kommen zwar ab und zu immer wieder dieselben Kollegen zusammen, aber die Gesamtbesetzung wechselt. Auch ist der Moko-Leiter nicht immer derselbe.Hinweis: Eine Soko ist eine #Sonderkommission, die ausschließlich für besondere Fälle (z. B. Entführungen) oder für alle mit einem bestimmten Fallkomplex zusammenhängenden Fällen gebildet und nach dem Abschluss dieses Falles/Fallkomplexes wieder aufgelöst wird. Sie ist personell erheblich größer als eine Moko und besteht manchmal aus den Mokos verschiedener Städte. • Nach dem Fund der Leiche (s. Teil 2: #Tatortarbeit und Obduktion) werden die Zeugen befragt. #Augenzeugen werden zunächst vor Ort befragt (die Unterzeichnung eines entsprechenden Protokolls erfolgt dann später im Präsidium). Geschah der #Mord in einer Wohngegend und gibt es keine Augenzeugen, wird eine Haus-zu-Haus-Befragung durchgeführt. Dabei befragen viele Beamte sämtliche Anwohner/Nachbarn.Sind genügend Beweise zusammengetragen, erfolgt eine Vernehmung und evtl. Festnahe (s. Teil 3: Vernehmung, Festnahme und Hausdurchsuchung).Der #Staatsanwalt entscheidet dann über die Anklageerhebung. • Ermittlungen (nicht nur bei #Mord) werden grundsätzlich im Team geführt. • Die #Ermittlungen bzw. die spätere Beweisführung läuft nach den #6_W (Wer hat Was, Wann, Wie, Warum und Womit getan) ab (evt. auch noch mit wem). Der mutmaßliche #Täter muss sowohl die #Gelegenheit als auch das #Motiv zur Tat gehabt haben und muss #in_der_Lage gewesen sein, die Tat zu begehen.Er muss also zur Tatzeit vor Ort gewesen sein (können), einen handfesten Grund für die Tat haben, und er muss von seinen #Kenntnissen, #Lebensumständen, #Zugangsmöglichkeiten zum Tatwerkzeug und seiner körperlichen Konstitution her in der Lage gewesen sein, die Tat zu begehen. Nur eins dieser Dinge reicht für eine Beschuldigung bzw. Festnahme nicht aus. Nur "Motiv und kein Alibi" ist zwar ein Grund für einen #Anfangsverdacht, rechtfertig aber noch keine Festnahme.Hinweis zur #Festnahme:Bei einer Festnahme werden dem Festgenommenen grundsätzlich #Handschellen (Hände über dem Rücken) angelegt. Eine Festnahme kann und darf jederzeit auch ohne Haftbefehl erfolgen, wenn ein begründeter Verdacht auf Täterschaft vorliegt und/oder Gefahr im Verzug ist.Beispiel: Ein Beamter befragt einen bis dahin nicht verdächtigen Nachbarn eines #Mordopfers und sieht in dessen Wohnung zufällig ein Indiz für die mögliche Täterschaft. Dann kann er mit Berufung auf "Gefahr im Verzug" den Verdächtigen sofort festnehmen. • Die Ermittler setzen sich in der Regel zweimal täglich (morgens und nachmittags/abends) zur #Dienstbesprechung zusammen, in der sie sich über den aktuellen Stand der bisherigen #Ermittlungen austauschen. In der Zeit dazwischen trägt jeder Ermittler seine Erkenntnisse in die Datenbank der Dienststelle ein. Damit kann jeder Ermittler jederzeit den aktuellen Stand des Falls abrufen. • Herrin des gesamten Ermittlungsverfahrens ist die #Staatsanwaltschaft. Die Beamten der Moko sind nichts anderes als "Erfüllungsgehilfen der Staatsanwaltschaft".Der zuständige #Staatsanwalt kann auch die Ermittlungsrichtung vorgeben und damit bestimmen, gegen wen ermittelt wird und gegen wen nicht (mehr). Er/sie wird ständig über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten. In einigen Städten ist es üblich, dass er sogar bei den Dienstbesprechungen anwesend ist. • Ist der Täter gefasst, endet die Arbeit der Moko noch nicht.In den folgenden Wochen wird überprüft, ob wirklich alle Beweise zwingend auf den mutmaßlichen #Mörder hinweisen oder ob noch andere Personen infrage kommen könnten. (Schon manch Verdächtiger hat aus Angst oder um jemanden zu decken ein falsches Geständnis abgelegt.)Handelt es sich bei dem #Mord z.B. nicht um eine #Beziehungstat, wird das Schema des Mordes auch mit anderen Taten bundesweit abgeglichen. Damit soll eine evtl. #Serientat überprüft werden.Ist die Beweiskette dann lückenlos, wird sie schriftlich und bildlich so aufgearbeitet, dass sie für den Richter logisch nachvollziehbar ist. Es dürfen keine Fragen offenbleiben. Diese Aufbereitung dauert (je nach Fall) ca. 2-4 Wochen. Anmerkung: Bei einer #Mordermittlung beträgt die Arbeitszeit jedes einzelnen Mitglieds der #Mordkommission 12-16 Stunden TÄGLICH und das an 7 Tagen in der Woche. #Urlaube, #Geburtstagsfeiern etc. sind vorläufig gestrichen. #Hochzeitstermine müssen NICHT verschoben werden (die Hochzeitsreise schon). Quelle:Mara Laue: „Mordermittlung – Fiktion und Realität / Ein kleiner Einblick in die reale Polizeiarbeit / Teil 1: Der Ablauf einer Mordermittlung“, unter: https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/mythen-aamp-wirklichkeiten-mainmenu-288/verbrechen-mainmenu-292/7665-mordermittlung-fiktion-und-realitt-teil-1-der-ablauf-einer-mordermittlung (abgerufen am 29.12.2020).
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Raiko
13. Apr. 2021
In Verbrechen | Aufklärung
#DNA #DNA_Analyse #Auswertungsmöglichkeiten Seit Mitte 2020 ist es auch in Deutschland erlaubt, die sogenannte #codierte_DNA zu entschlüsseln. Bis dahin war es nur erlaubt die #decodierte_DNA (bis auf die #Geschlechtsbestimmung) für #Ermittlungszwecke zu nutzen. In der #codierten_DNA sind #Haarfarbe und #Hautfarbe, #Augenfarbe, #Alter... quasi alle äußeren und inneren Werte, gespeichert. Man könnte anhand der #codierten_DNA ein #Phantombild erstellen. Das #Alter kann bis auf ca. 5 Jahre genau bestimmt werden. Quellen: Facebook: Kriminalistik leicht gemacht
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Raiko
12. Apr. 2021
In Verbrechen | Aufklärung
#Kriminalpolizei #Wiki #Aufklährungsrate In Deutschland beträgt die #Aufklärungsrate bei #Mord im Durchschnitt 95-96 %, auch wenn es manchmal Jahre bis zur Aufklärung eines Falls dauert. Da #Mord in unserem Land nie #verjährt, wird auch kein Mordfall jemals #ungelöst abgeschlossen, sondern immer wieder von Zeit zu Zeit vorgenommen, um zu sehen, ob sich vielleicht neue Dinge ergeben haben könnten (z. B. durch den #Fortschritt in der #Untersuchungstechnik können heute #Spuren ausgewertet werden, die vor Jahren noch ins Leere führten).
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Raiko
12. Apr. 2021
In Verbrechen | Aufklärung
#Kriminalpolizei #Dienstgrade Polizeibeamte der Kriminalpolizei tragen grundsätzlich keine Uniform, sondern „lageangepasste Zivilkleidung“ (bürgerliche Kleidung). Laufbahn des mittleren Polizeivollzugsdienstes Kriminalmeister – KM Kriminalobermeister – KOM Kriminalhauptmeister – KHM (BesGr A 9 ohne oder mit Amtszulage) In einigen Ländern gibt es keinen mittleren Dienst bei der Kriminalpolizei, ebenso gibt es seit Mitte der 1990er Jahre im Bundeskriminalamt keinen mittleren Dienst mehr. Laufbahn des gehobenen Polizeivollzugsdienstes Kriminalkommissar – KK Kriminaloberkommissar – KOK Kriminalhauptkommissar – KHK (in BesGr A 11 oder A 12 eingewiesen) Erster Kriminalhauptkommissar – EKHK Ausschließlich in Berlin existiert neben der Kriminalpolizei die gesonderte Laufbahn des Gewerbeaußendienstes, die ihren Ausdruck in bundesweit einzigartigen Amtsbezeichnungen findet: Gewerbekommissar – GK Gewerbeoberkommissar – GOK Gewerbehauptkommissar – GHK Erster Gewerbehauptkommissar – EGHK Die Amtsbezeichnungen im höheren Dienst beim Gewerbeaußendienst sind analog der des höheren Kriminaldienstes (siehe unten). Laufbahn des höheren Polizeivollzugsdienstes Kriminalrat – KR Kriminaloberrat – KOR Kriminaldirektor – KD Leitender Kriminaldirektor – LKD (z. B. NRW) oder LtdKD Verwendung Dezernatsleiter (ab 20 Beamte) bei einer Kriminalpolizei Kommissariatsleiter (ohne Mindestzahl Personalkörper) Inspektionsleiter einer Kriminalpolizei Leiter der Kriminalpolizei Leiter der Kriminaldirektion (z. B. PP Frankfurt am Main, 820 Beamte) Leiter einer Polizeidirektion In Baden-Württemberg auch: Leiter eines großen Polizeireviers (Polizeirat, Polizeioberrat) Leiter eines Führungs- und Einsatzstabes Besonders herausgehobene Positionen im höheren Dienst Landeskriminaldirektor (LKD, Baden-Württemberg als Abteilungsleiter im Landespolizeipräsidium; LdsKD Nordrhein-Westfalen) Präsident des Landeskriminalamts (Baden-Württemberg) Landeskriminalpolizeidirektor (Berlin) LKPolD (bis Januar 2006, seither Direktor des Landeskriminalamtes) Direktor/Direktorin beim Bundeskriminalamt (als Leiter/Leiterin einer Abteilung, besoldet nach Besoldungsgruppe B 3) Vizepräsident des Bundeskriminalamtes (besoldet nach Besoldungsgruppe B 6) Präsident des Bundeskriminalamtes (besoldet nach Besoldungsgruppe B 9)
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